Laab

410 Laab

Die Herbstsun scheint, sand bei da Hittn g’sessen,
mid  nette Leid g’ratscht und hommb ebbas g’essen,
jetz geh’t wieder hoam, die Kia send scho im Toi,
es schmeckt noch Winta, woor fie hoa woi  s’letzte Moi.

Weida unt im Buachenwoid bleib i no steh,
mein Gott, denk i ma, is des do schee!
Da feine Wind blost die Blattn vo die Baam,
es is so ruhig, dass i fost a’s Traama kaam.

Im Fruajohr, wenn die  Knospen aufgehn’d,
die schaug’n miassen dass den Frost guad iwastehn’d,
die easchte Bewährung fie des noie Leben,
a ewiga Kompf, do deaf’s koane Fehla geben!

Im Summa stehn’d die Baam im voien Soft,
Sauastoff produzian, Wochstum mid da gonzen Kroft,
boid’s blitzt und dunnascht gibb’s koa Ducken,
oi Tog Leistung zoagn, do gibb’s koa ummahucken!

Nocha kimmb die Zeit, wo’s ruhiga weascht.
Boidst auf da Oim obn koana Kia mehr heascht,
die Kroft losst noch, muas nimma sei,
a wenk ruhiger weascht’z donn, gonz lind und fei.

Ma merkt’s nid glei, es kimm nid iwa Nocht,
dass si ois ändascht, die Woid bunta mocht,
iwag’woscht wia sie die Blattl’n o’lesen,
is mid’n linden Wind gonz iwaroschend g’wesen.

Mid’n eascht’n Frost passiascht’z donn iwa Nocht,
dass sie da Baam no oamoi zoag’n die gonze Procht,
des Laab so schee, die Forben in da Sun,
mia kimmb oi Johr vie, dass i nia nix Scheena g’sechen hun!

Des is donn die Zeit, die i so gean mog,
wo i richtig kinnisch wea, wenn i das sog!
I kriag vom Durchischlurfen gor nid gnua,
kimma ma vie wia gonz frira ois kloana Bua.

Boid’s Laab vo meine Schuach weit duchifliag,
i siech, dass sie hinta mia a deitliche Spur hiziag,
a hormlose Gaudi, tuat neamb weh,
boid i so iwamiatig durch’n Laabwoid geh.

Woas owa, des is nua fie kuschze Zeit,
wo’s den Luxus vo der Gaudi geit!
Nexten Fruajohr is des ois vagonga,
do muass der Kreislauf wieda von Noien u’fonga.

Des Laab auf’n Boden gibt die Junga Kroft,
in da Hoffnung, dass die nächste Generation a schofft,
i tua ma mid die Religionen a bissei schwaar,
vielleicht das des die Definition „des ewige Leben’s“ waar!

Wünsch ma, dass no long nid schneib
und mia die Gaudi von dem Laab no a Boisei bleib,
tua ois, das i oiwei wieda soiche Weg daglong,
wo i nocha mit vüh Gaudi an Laab in s’wiat’n u’fong.

Zusammenfassung

410 Laab
Gedicht Monat Jänner 2020

ein etwas nachdenklicher Rückblick auf den Kreislauf und die Vergänglichkeit des Lebens

Type: nachdenklich

Beschreibungen und Ausdrücke

Die Herbstsonne scheint, sind bei der Hütte gesessen,
haben mit netten Leuten getratscht und haben etwas gegessen,
jetzt geht es wieder heim, die Kühe sind schon im Tal,
es riecht nach Winter, war für heuer wohl das letzte Mal.

Weiter unten im Buchenwald bleibe ich noch stehen,
mein Gott, denke ich mir, ist das da schön!
Der feine Wind bläst die Blätter von den Bäumen,
es ist so ruhig, dass ich fast ins Träumen kommen würde.

Im Frühling, die die Knospen aufgehen,
die schauen müssen, dass sie den Frost gut überstehen,
die erste Bewährung für das neue Leben,
ein ewiger Kampf, da darf es keine Fehler geben!

Im Sommer stehen die Bäume im vollen Saft,
Sauerstoff produzieren, Wachstum mit der ganzen Kraft,
wenn es blitzt und donnert gibt kein Ducken,
alle Tage Leistung zeigen, da gibt es kein herumsitzen!

Dann kommt die Zeit, wo es ruhiger wird.
Wenn man auf den Almen oben keine Kühe mehr hört,
die Kraft läßt nach, muß nicht mehr sein,
ein wenig ruhiger wird es dann, ganz sanft und fein.

Man merkt es nicht gleich, es kommt nicht über Nacht,
dass sich etwas ändert, die Welt bunter macht,
übersieht wie sich die Blätter ablösen,
ist mit dem feinen Wind ganz überraschend gewesen.

Mit dem ersten Frost passiert es dann über Nacht,
dass die Bäume noch einmal zeigen die ganze Pracht,
das Laub so schön, die Farben in der Sonne,
mir kommt alle Jahr vor, dass ich nie etwas Schöneres gesehen habe!

Das ist dann die Zeit, die ich so gerne mag,
wo ich so richtig kindisch werde, wenn ich dir das sage!
Ich bekomme vom Durchlatschen gar nicht genug,
komme mir vor wie früher als kleiner Bub.

Wenn das Laub von meinen Schuhen weit wegfliegt,
ich sehe, dass sich hinter mir eine deutliche Spur hinzieht,
ein harmloser Spaß, tut niemanden weh,
wenn ich so übermütig durch den Laubwald gehe.

Weiß aber, das ist nur für kurze Zeit,
wo es den Luxus von diesem Spaß gibt!
Nächsten Frühjahr is das alles vergangen,
da muß der Kreislauf wieder von Neuem beginnen.

Das Laub auf dem Boden gibt den jungen Kraft,
in der Hoffnung, dass es die nächste Generation auch schafft,
ich tue mich mit den Religionen ein wenig schwer,
vielleicht dass das die Definition "des ewigen Lebens" wäre!

Wünsche mir, dass es noch lange nicht schneit
und mir der Spaß von dem Laub noch eine Weile bleibt,
tue alles, dass ich immer wieder solche Wege finde,
wo ich dann mit viel Spaß im Laub zu wüten anfange.