Lebenslauf Otto Schlaipfer

Liebe Bruni, liebe Familie von Otto und liebe Freunde des Verstorbenen. Es ist einerseits eine Ehre, diese Rede halten zu dürfen – andererseits fällt es mir unendlich schwer, von einem guten Freund Abschied zu nehmen.

Otto ist am 2. 6. 1938 in Endorf in Bayern als 6. von 10 Kindern geboren, absolvierte eine Schreinerlehre bei der Fa. Wörndl in Rosenheim und beendet sein Holztechnikumstudium 1962 an der FH in Rosenheim.

Seine berufliche Laufbahn begann anschließend im Presswerk Köngen, das später von der Fa. Kunz übernommen wurde. Das war auch die Zeit, wo er seine Frau Bruni kennengelernt hat. Sie kam von einem Sprachstudium in Großbritannien und begann in der gleichen Firma zu arbeiten.

1965 heirateten die beiden und bekamen die beiden Söhne Mark und Dirk. Aus der Ehe von Mark mit Dagmar und Dirk mit Angela wurden Bruni und Otto die Enkel Ina, Annika, Anna-Lisa und Dominik geschenkt. Die beiden Familien und die 4 Enkelkinder waren der ganze Stolz und Freude von Otto. 

Otto wurde Spezialist für Uniboard-Pressverfahren und arbeitet für Uniboard in Japan, bevor er mit der Planung, dem Aufbau, dem Betrieb und der Stilllegung von Uniboard Holland betraut wurde. Die Familie lebte 5 Jahre in Holland. Aus dieser Zeit sind viele schöne Erinnerungen geblieben. Für das Kunz Stammhaus in Gschwend war Otto öfters in Kanada tätig und hat die Stilllegung des Werkes in Köngen abgewickelt.

1969 hat Michael Egger Otto während seiner Ferialzeit bei Kunz kennengelernt – Otto war sein Lehrmeister und hat Michael einen wesentlichen Teil des technischen Rüstzeugs für den Aufbau des Familienunternehmens Egger mitgegeben. Er war sein Mentor, ein Freund, der auch den Lebensweg von Michael Egger geprägt hat.

1992 wechselte Otto zu EGGER. Sein erster Einsatz war in Hexham, bei dem ich Otto das erste Mal kennengelernt habe. Mit seiner offenen Art, dem Sinn für Humor haben wir uns sofort gut verstanden. Bei dem einen oder anderen Glas Whiskey haben wir diskutiert oder einfach nur geblödelt – eine sehr schöne Zeit, an die ich mich gerne erinnere. Die damals entstandene tiefe Freundschaft macht es heute so schwer, von Otto – viel zu früh – Abschied zu nehmen.

Ab 1993 führte er die ISO 9001 Zertifizierung in allen Egger-Werken ein. Otto war in der EGGER Gruppe bis 2004 oberster Qualitätsmanager. Parallel zu seiner Qualitätsmanagment-Tätigkeit war Otto Projektleiter für Barony in Schottland, Technologe für OSB-Herstellung, Projekt-Berater u.v.m. Für besonders heikle Aufgaben war Otto der richtige Mann. Er hat diese schwierigen Aufträge mit seiner besonnenen, aber bestimmten Art, mit einer Vehemenz und mit einem positiven Ziel vor Augen umgesetzt. Sein Respekt und seine Toleranz gegenüber fremden Kulturen, seine vielen internationalen Einsätze kamen ihm bei derlei schwierigen Aufgaben zugute.

Otto war ein offener, ehrlicher, bodenständiger Mensch, der immer auf die Leute zugegangen ist. Er war stets aktiv, ein Energiebündel der besonderen Art. Otto hat sich auch nach seiner offiziellen Pensionierung in Jahr 2005 noch jahrelang an Projekten der EGGER Gruppe beteiligt, wie am Austausch des Trockners in Rion in Frankreich, und durch Begleitung diverser Audits.

Ich bin ja sicher, dass wir mit Otto einen der besten Experten der Holzwerkstoffindustrie verloren haben – ich habe oft und interessiert zugehört und über sein profundes Wissen gestaunt. Gerade die „G’schichtl“ von seinem Beraterausflug nach China im Jahr 2012 haben gezeigt, dass er nie aufgehört hat, Neues zuzulassen und sein Wissen auf den Prüfstand zu stellen.

Otto war ein geselliger Mensch, der in St. Johann seine zweite Heimat gefunden und auch zum gesellschaftlichen Leben beigetragen hat. Mit dem Bau des Hauses in St.Johann hat er die lange Zeit der Wanderjahre abgeschlossen.

Otto trat im Jahr 2000 als „Handwerker“ bei den Schützen in St.Johann ein und hatte ab 2011 den Dienstgrad eines „Oberjägers“. Zahlreiche Auszeichnungen wie

  • die Schützenschnur in Gold 2008
  • die Feller-Verdienstmedaille in Bronze 2004
  • die Haspinger-Medaille 2015

zeugen von seinem Engagement. Er war auch mehrmaliger Teilnehmer bei den Schützenmärschen von St.Johann ins Ahrntal in Südtirol.

Seine 5W-These „WER mach WAS WANN WIE WO“ wurde auch bei der Organisation der Veranstaltungen der Schützen eingesetzt. Seine Vorgaben:

  • An den Haupteingängen sollte ein einigermaßen englischsprachiger Kassierer sein, weil es viele Fragen auf Englisch gibt

und

  • Beim Verlassen die Leute fragen wie es gefallen hat und die Gäste für das nächste Jahr einladen

sind bei den Schützen nach wie vor präsent und sind „picken geblieben“ wie man in Tirol sagt.

Otto war bis zu seinem Schiunfall sportlich aktiv. Bei den Pensionistenausflügen und Schitagen hat er gezeigt, dass der sanfte Nachdruck von Bruni, etwas für die Kondition zu tun, Früchte gezeigt hat. Otto ist mit seiner Frau viel und gerne Schifahren gegangen, bis ein unglücklicher Schiunfall diese sportlichen Ambitionen erschwert haben. Otto hat mit dem im eigenen Kampfgeist versucht, den gesundheitlichen Komplikationen der letzten Jahre Paroli zu bieten.

Bei den Winkler Anklöpflern hat Otto immer eine Kraxe Holz und ein Licht mitgenommen, damit es das Jesu-Kindlein warm und hell hat. Diese Wärme und dieses Licht soll Dich begleiten, wohin auch immer Du nun gehen musst.

Wir haben mit Dir einen Familienmenschen und guten Freund verloren – wir werden Dich vermissen! Du bist zwar aus unserem Leben gegangen – in unserem Herzen wirst du aber bleiben.

Wir meinen, dass wir Dich noch gebraucht hätten – Gott hat gemeint, es ist genug. Vielleicht kannst Du da oben das Qualitätsmanagement verbessern – zuzutrauen wäre es Dir allemal.

Ich glaube, wir sollten uns nun so von Otto verabschieden, wie er es sich gewünscht hätte. Durch einen glücklichen Zufall habe ich von der Familie einen Aufsatz von Otto aus dem Jahr 1950 bekommen – d.h. da war er 12 Jahre alt. Den würde ich euch zum Abschluss gerne vortragen.

selfie

Die Kuh

 

 

Otto hätte es gefallen, wenn wir noch einmal mit ihm zusammen gelacht hätten. Leider kann er uns nur mehr von oben zusehen. So wie ich Otto kenne, wird er ja nicht in Frieden ruhen – sondern schauen, dass er weiter aktiv bleiben kann. Otto – schau adiam ocha auf ins!

 

Pfiad di!