Die freie Hond

406 Hond

Danaxt sen ma wondan gonga an an scheen Tog,
im Herbst mid seiner Vollkommenheit, wia i des so gean mog,
vo da Kelchsau zur Bamberger-Hitten – do wor i no nia,
weida oben donn die Larchen – unwirklich schee denk i mia!

Nocha weida, no a Drimmi auffi zu an See,
wiri den Wossafoi siech, denk i mir, des weascht schee!
Iwa die Kanten driwa, send nur a poor Schritt,
wos i donn g’sechen hu, des glabbst ma nit!

Des Wossa so sauber, wia da Himmi so blau,
rote Moosbeestauden wohin i schau,
die Berg spiegeln si im See mit die weißen Spitzen,
mia weand direkt die Knia woach, muas mi niedersitzen!

Da Wind blost leicht, die Woin, die Stoa,
die kloan Fischei im Wossa, oafoch schaugn und nix toa!
Die Schönheit direkt in d’Soi eichilossen,
mei ist des schee, i kus oafach nid fossen!

Wia bei an Infinity-Pool siggst grenzenlos driwa,
hinten die weißen Berg – mei Heaschz geht iwa!
Mia kimmb vie, no scheena kunnt’s nid sei,
woaß owa inzwischen des stimmb nid, und des is fei!

„No besser gangad’s nid“ moand ma oft im Leben,
und decht weaschtz oiwei wieder no wos Bessas geben!
Muast nur offen sei, a amoi an onan Weg nemma,
nocha kunnt’s sei, dass noie und no scheene Sochen kemma!

Nid mid oi zwoa Händ die Vergangenheit festheben,
da Iwarroschung und dem Positiven a Chance geben!
Oa Hond freilossen, mit der ma die Zukunft pocken mecht,
s’Heaschz fie’s Scheene  weit offen lossen waar hoit krecht.

Insa Hoamat is so schee, soid’n guad drauf schauen,
boid’s mit an Bledsinn kemmand, a amoi Na-Sog’n trauen,
stoiz sei auf Tiroi, auf insa schee’s Lond,
nocha findst oiwei wieder wo’s fie dei freie Hond!

Zusammenfassung

405 "Die freie Hond"
Gedicht November 2019

Im Überschwang eines Naturwunders, das mir beim Wildsee am Fuße des Schafsiedl vergönnt war. Wohl einer der schönsten Flecken, die ich bisher gesehen habe. Hat mich aber zum Nachdenken über "das Schönste" gebracht.

Foto Kurt Pikl

Type: Gefühl, heimatverbunden

Beschreibungen und Ausdrücke

Neulich sind wir wandern gegangen an einem schönen Tag,
im Herbst mit seiner Vollkommenheit, wie ich das so gerne mag,
von der Kelchsau zur Babenberger-Hütte, da war ich noch nie,
weiter oben dann die Lärchen, unwirklich schön denk ich mir!

Dann weiter, noch ein Stück hinauf zu einem See,
wie ich den Wasserfall sehe, denk ich mir, das wird schön!
Über die Kante drüber, sind nur ein paar Schritte,
was ich dann gesehen habe, das glaubst du nicht!

Das Wasser so sauber, wie der Himmel so blau,
rote Heidelbeerstauden wohin ich blicke,
die Berge spiegeln sich im See mit den weißen Spitzen,
mir werden direkt die Knie weich, muss mich niedersetzen!

Der Wind bläst leicht, die Wellen, die Steine,
die kleinen Fischlein im Wasser, einfach schauen und nichts machen!
Die Schönheit direkt in die Seele hinein lassen,
mein Gott ist das schön, ich kann es einfach nicht fassen!

Wie bei einem Infinity-Pool siehst du grenzenlos darüber,
hinten die weißen Berge - mein Herz geht über!
Mir kommt vor, noch schöner könnte es nicht sein,
weiß aber inzwischen das stimmt nicht, und das ist fein!

"Noch besser geht es nicht" meint man oft im Leben,
und doch wird es immer wieder noch etwas Besseres geben!
Musst nur offen sein, auch einmal einen anderen Weg nehmen,
dann könnte es sein, dass neue und noch schönere Sachen kommen!

Nicht mit beiden Händen die Vergangenheit festhalten,
der Überraschung und dem Positiven eine Chance geben!
Eine Hand freilassen, mit der man die Zukunft packen möchte,
das Herz für das Schöne weit offen lassen, wäre halt wichtig.

Unser Heimat ist so schön, sollten gut darauf schauen,
wenn sie mit einem Blödsinn kommen, auch einmal Nein-Sagen trauen,
stolz sein auf Tirol, auf unser schönes Land,
dann findest immer wieder etwas etwas für deine freie Hand!