Granderoim

356 Granderoim

An an scheen Herbsttog geht’s zum Schleierwossafoi,
do siggst zwischen die Laabbaam oichi auf’s Toi,
die Sun scheint worm, da Koasa stroiht,
rot, goib, orange – des is des, wos mia guad g’foit!

I schlurf durchs Laab auf’n Weg wia a kloas Kind,
der Duft is ebbas von Scheensten wia i find,
da G’ruch von frisch o’gschniedna Hoiz dazua,
den schnauf’n ei bis is schwindlig wea, kriag gor nid gnua!

Mia sitzen bei da Granderoim, es is so staad,
ois wia wonn’s aussa ins neamb geb’n taat,
a Wuschtsemmei, von Hollasoft an Schluck,
i moch die Aug’n zua und loan mi z’ruck.

Do passiascht’z, dass mi a tiafe Donkborkeit iwakimmb!
I bi ma sicher, dass mei Meinung stimmb:
Es is woi oana vo die scheensten Fleck auf dera Woid,
bei ins geboren sein is a Privileg, tauschat a nid fie vüh Goid!

Do siech i, wia zwoa von Loatal ummakemmand
und Kurs auf insa Platzl nemmand:
„Huck’z enk zu ins auffa“, lod is ei,
sie vastehnd mi owa nid, miassn Deitsche sei.

Boidst nid gscheit Deitsch kust, is des scho schwaar,
denk ma owa, dass des fie see scho zun daleana waar!
Noch an Boisei hin-und-her und ummarucken,
sand’s froh, dass bei ins heroben hucken.

„Mein Gott, ist das schön, wir können es gar nicht fassen
und müssen diese Pracht erst auf uns wirken lassen!
Die gute Luft, das saubere Wasser, das in den Bächlein fließt,
man weiß gar nicht wohin schauen, was man zuerst genießt!“

Noch’n jausna und wenk bledln ziacht a’s Kappi iwa’d Augn,
ma gwoschtz, die worme Herbstsunn tuad ea taugn,
die Frau hod si an seine Schuitan zuachig’loand,
do schaugg er mi gonz ernst u und moand:

„Uns bleibt die Hoffnung, dereinst das Paradies zu sehen,
wenn wir nach dem irdischen Leben vor der Himmelspforte stehen!
Aber auf was könnt ihr Tiroler hoffen, das sich lohnt,
wenn ihr doch jetzt schon im Garten Eden wohnt?“

Zusammenfassung

356 Granderoim
Gedicht Monat Oktober 2017

Gedanken nach einer wunderschönen Herbstwanderung vom Schleierwasserfall übers "Loatal" zur Granderalm

Type: Gefühl, nett

Beschreibungen und Ausdrücke

An einem schönen Herbsttag geht es zum Schleierwasserfall,
da siehst du zwischen den Laubbäumen hinunter auf das Tal,
die Sonne scheint warm, das Kaisergebirge strahlt,
rot, gelb, orange - das ist das, was mir gut gefällt!

Ich schlurfe durch das Laub auf dem Weg wie ein kleines Kind,
der Duft ist etwas vom Schönsten wie ich finde,
der Geruch von frisch geschnittenen Holz dazu,
ich atme ein bis mir schwindlig wird, bekomme garnicht genug!

Wir sitzen auf der Granderalm, es ist so ruhig,
als ob es außer uns niemanden geben würde,
eine Wurstsemmel, vom Hollersaft einen Schluck,
ich mache die Augen zu und lehne mich zurück.

Da passiert es, dass mich eine tiefe Dankbarkeit überkommt!
Ich bin mir sicher, dass meine Meinung stimmt:
Es ist wohl einer von den schönsten Flecken auf dieser Welt,
bei uns geboren zu sein ist ein Privileg, würde nicht tauschen, auch nicht für viel Geld!

Da sehe ich, wie zwei vom Loatal (einer Leiter) herüberkommen
und Kurs auf unser Platzerl nehmen:
"Setzt euch zu uns herauf", lade ich sie ein,
sie verstehen mich aber nicht, müssen Deutsche sein.

Wenn du nicht gescheit Deutsch kannst, ist das schon schwer,
denk mir aber, dass das für sie schon zu erlernen wäre!
Nach einer Zeitlang hin-und-her und herumrücken,
sind sie froh, dass sie bei unser heroben sitzen.

"Mein Gott, ist das schön, wir können es garnicht fassen
und müssen diese Pracht erst auf uns wirken lassen!
Die gute Luft, das saubere Wasser, das in den Bächlein fließt,
man weiß gar nich wohin schauen, was man zuerst genießt!"

Nach dem jausnen und ein wenig blödeln zieht er die Kappe über die Augen,
man merkt, die warme Herbsonne gefällt ihm,
die Frau hat sich an seine Schultern hingelehnt,
da schaut er mich ganz ernst an und meint:

"Uns bleibt die Hoffnung, dereinst das Paradies zu sehen,
wenn wir nach dem irdischen Leben vor der Himmelspforte stehen!
Aber auf was könnt ihr Tiroler hoffen, das sich lohnt,
wenn ihr doch jetzt schon im Garten Eden wohnt!"