S'Glück
Da Hans is heit schon friah aufgwacht
und hat si grad a Fruahstuck g’macht.
Liest a da Zeitung was si tuat –
is mit sich zfried’n, es dunkt eam guat.
Er nimmb an Schluck und loand si zruck
was er da sicht, gib eam an Ruck!
Schreit: „Kimm Cilli, steh auf, des muast jetz segn,
kust di danach ja wieder niederlegn!“
Die Dämmerung schee langsam weicht,
die Sun krad auf’n Koaser leicht –
der weiße Stoan wia Flammen brennt,
den dunkin Teil a Nebel trennt.
Da Hans steht da mit groasse Augn –
die Woit versinkt – mecht net no schaugn.
Den Augnblick net in a Sacki toan
mecht mit ebban redn, is oba gonz aloan.
A boisei drauf kimmb Cilli umma
Hat’n schreien keascht in ihrer Kumma:
„Was is passiert, warum hast mi gweckt?
hast mi an besten Schlaf daschreckt?“
Die paar Minuten homm scho greicht
die Sunn mit voller Kraft jetzt leicht.
Is a no schee – owa nimma ganz so rar
dass fia die Cilli a no aufregend war.
Da Hans denkt si – is wia mit’n Glick –
is a nur da für‘n Augenblick.
boit’st grad da nit hinschaust, die Zeit dafür föd,
kimm’s nia mehr wieda, a nit für fü Göd.
Was probier’ma nit ois, damit mia glücklich wean –
de Zeit, de mia verscheissen – es ist zu’n rean.
Fliagn ganz weit weg, woin mit’n Lotto gwinnga,
glabn, das mas finden, boid ma zu jeder Party springa.
S’ Glück braucht a Rua, was sicher stimmt –
kust’s nit dazwinga, boid’s nit vo aloanig kimmb!
Sekunden san’s, des Glick is flüchtig –
krad da muass Herschz off sei, grad dann is wichtig!
Die Cilli lacht und nimmb eam bei da Hand:
„jetzt legn ma ins noamoi nieder – awa desmoi mitnand“
So hatt’s versamt, wia‘s leicht die Foisnwand –
drum nimm si ihr Glück liaba soiwa in’d Hand!
Zusammenfassung
30 S'Glück
Inspiriert durch einen Blick aus dem Fenster
Type: nett, witzig
Beschreibungen und Ausdrücke
dunkt = fühlt
loand si zruck = zurücklehnen
Koaser = Kaisergebirge (siehe Bild)
Woit = Welt
boisei = eine Weile
keascht = gehört
Kumma = Schlafzimmer
rar = selten, besonders
boit'st grad = wenn Du gerade
rean = weinen
aloanig = von alleine
noamoi = noch einmal