S'Schachterl
S’kloane Bamei steht nemman Bett,
is zwor aus Plastik, owa trotzdem nett.
Die elektrischen Lichtl stroin – nit z’vüh,
fast wia in friaran Zeitn is des Gfüh!
Drausst foid da Schnee – ois glanzt –
boid die Schneeflockn im Liacht da Strassnlatern tanzt,
a Lacki Glühwein, a nedla Kestn – es is fein
krad wia’s hoit z’Weihnachten soid sein!
Da Pfleger is schon gonga – jetz is a aloan
da Fernseher lafft – s’gib siest nix z’toan,
an Sepp seina Woid spüht des ois koa Roin –
er muas sie die Erinnerung vo gonz weit aus der Vergangenheit hoin.
Erinnert si, fie’s Weiwi wors vüt’s schod,
wia da Bua des scheene Papier verschnittn hot.
Des goidane Bandl het a gern woin –
des schee kloan Schachterl aus’n Koia hoin.!
s’Biawei huckt a da Stubn im Eck,
iwaroi wo a gwen is, jongs’n weck.
Keksbochn, Einkaffen, Putzen – is scho schwar!
Da huckt a und schnippselt mit da Schaar.
An Christbaam, Engel, Mond und Stean
bei so vü Fleiss muas schee wean!
Er hot’s opaust vom Adventkalender
und schneit voi Eifer nach die Ränder.
Durch’s Schlisselloch sigga’s – es is gonz hoi
des Gleggei leit, jetz nur eichi – schnoi!
Die Sternspritzer leichtn’d, da Lametta glanzt
er sicht den scheen Engel, der im Aufwind tanzt.
Vü lieg nit da – se send nit reich
Schi hod a kriag – er sicht’s – desmoi send’s neich!
Die Socken woas a, hot die Oma gstrickt
sie ku die Fersch nit – sodass an Schuach in zwickt.
Und nebenbei liegt sein Paktl – sei Stoiz is gross!
Nach’n Stillenacht geht’s Auspackln los.
Oiwei wieder schaugg a, dass sei Paktl voun hi kimmb,
dass s’endlich da Papa oder d’Mama nimmb.
Dann endlich – da Papa mocht des Bandl auf,
lob die scheen Figuren auf’n Decki drauf,
mocht’s auf, und sicht, drinn is ois laar!
Die Öttan verbergn die Enttäuschung gonz schwaar.
Da Bua gwoschtz, dass si sie koan Reim mochn kinnand,
er is so traurig, dass eam die Zachei ocharinnand:
„I bi ja no a kloas Mannei – und wei i sist nix hu
hu enk a poor tausend Bussl eichitu!“
Die Mama muas bein Ohoisn a wenk rean,
da Papa blost a’s Schneiztiachi – kus krod no odawean!
Schee wor’s – die Wischdlsuppen wor so guat
a wenk bett’n , a wenk ratschen – wos ma hoit z’Weihnachten tuat.
Da Kriag, die Noat, es wor nit z’rar,
s’Weiwi is long gstorbn, des Haus wor laar,
da Bua weit weck, es hot’n in die Welt aussitriebn,
a diam amoi a Anruf – nur des Schachterl is eam bliebn.
Er hebbs Schachterl – da Weihrauch bringn zruck ins Heit –
siecht, dass die traditionelle Wischdlsuppen geit –
da Pfleger versuacht an Witz zun mochn,
da Sepp is no vü z’weit weck – er ku nit lochen.
Solong heit der Ufang is vo morgen,
hu i ma viegnummer, wer i dafie sorgen,
i moch vü Plotz und s’Heaschz gonz weit
wenn ma ebba Liab und Herzlichkeit geit.
Vielleicht soid ma oi die Sorgen a wenk auf d’Seiten schiam
und de, de ins gern meng, gonz extrig liabm!
I woas nit, ob des oiwei geht – i tats owa gern
dann brauch i vielleicht z’Weihnachten nia in mei Wischdlsuppen rean.
Zusammenfassung
102 S'Schachterl
ein trauriges Weihnachtsgedicht
Type: traurig, Weihnachten
Beschreibungen und Ausdrücke
Bamei = Bäumchen
stroin = strahlen
friarige = früheren
Kestn = Kastanien (Maroni)
z'Toan = zu tun
Woid = Welt
Weiwi = Kosenamen für Weib
vüt's schod = viel zu schade
Koia = Keller
eana = ihr
Schaar = Schere
opaust = abgepaust
sigga's = sieht er es
gonz hoi = ganz hell
Gleggei = Glöckchen
leit = läutet
eichi = hinein
woasa = weiß er
Fersch = Ferse
voun hi kimmb = vorne hin kommt
gwoschtz = merkt es
Zachei = Tränen
ocharinnand = herunter rinnen
eichitu = hinein getan
Ohoisn = Umarmen
rean = weinen
kus krod no = kann es gerade noch
odawean = abwehren, verhindern
Wischdlsuppen = Würstelsuppe (traditionelles Weihnachtsgericht)
bett = gebetet
gratscht = getratscht, geredet
Noat = Not
a diam amoi = manchmal
viegnumma = vorgenommen
s'Heaschz = das Herz
schiam = schieben