Da Schneemann

Schneemann

Da Franzei heb a da Stubn nit stad,
fiat si auf, ois wia wonna d’ Flech hobn tat.
Hot nix wia Bledsinn und Dicktoan an Sinn,
hupft ummadum – es hoit’n nix drinn.

An Papa tunkt’s hintern Ofen fei –
mecht Zeitung lesen, bleibt lieber drei.
D‘Mama putz a da Kuchi, wos hoit so geit,
für’s kloan Büwei hot hoit neamb nit Zeit.

Da Franzei mocht an Finger noß
und mocht durchs Eis a Loch am Glos,
so ku a besser aussi schaugn,
mit’n Finger am Fenster schmiern, des tuat eam taugn.

Wir‘a an Schnee sicht, denk’t da – des war a Hetz,
an Schneemann baun – des mecht i jetz!
Jetz weascht er lästig, und gib koa Ruah –
jetz mecht‘da aussi – gonz schnoi – der Bua.

Schianzug, Händling, Schal uziang,
die dicken Stiefi aussa hinter der Stiang.
Mit’n Papa sein Eifer is no nit z’rar,
ma kennt’s dass a liawa liegnbliem war.

Es weascht beratschlagt, wo’sn histön wean,
da Franzi sog „vo da Stubn aus sach ihn hoit gern!“
Mit der Schaufi, die er vom Machkammerl hot,
macht der Papa zerscht des Platzl krod.

Nacha geht’s los – der Schnee weascht groid,
mit der Schaufi gonz fü Schnee herkoit,
mit seine kloan Hantei muas‘a gonz fest haun
es muas ja guat hebn – so geht des Schneemannbaun!

Des Gsicht is roat, fi de Rotzglock hot a jetz koa Zeit
muas Armupicken, Roieimachen und was sist wichtig’s geit.
„Moch ma no a Frau, des hatti gern,
es soid so a Familie wia mias san, wean!”

Sie kriag an Besen, er an Huat,
wos da baut homm, gfoid oi zwoa guat.
Fid Nasen Karotten, fi die Knepf no Koihn,
de muas da Franzl von Koia hoin.

Über zwoa Stund homm’s aussen gwerkt,
dass oi zwoa noss send, hot koana gmerkt.
Zwoa Stund hamms mitander glocht,
sie finden, dass des ganz toll homb gmocht.

A Tass’n Tee, a truckn’s Gwand
so huckn’s beim Fernsehn Hand in Hand,
s’Biawei hot sein Papa a Bussl aufidruckt,
bevor er si ganz gleim zu eam zuachihuckt.

Es fong wieda u schneim – ganz dicke Flocken,
die sie schwar auf die Schneefamilie hocken.
Er verliert an Bluza, sie an Besen,
es dauern nit long und die Schneefamilie is gwesen.

Da Votta steht am Fenster – is in Gedanken
er sicht sei Kunstwerk ondla wanken!
Eigentlich hot die Arbeit nit long ghebb,
insa Bauwerk hat nit long glebb.

Und decht, die zwei drei Stund mit sein Buam worn fein,
wo’s mitand glocht hamb, die Gaudi – des muas s’Glick sein!
Is wia mit die meisten Sachn im Leben – des sog eam’s Gfüh –
wichtig ist moch’n – der Weg is s’Züh.

Zusammenfassung

22 Da Schneemann

inspiriert von einem gemeinsamen Schneemannbauen mit meinen Kindern

Type: persönlich, philosophisch

Beschreibungen und Ausdrücke

stad = still
Flech = Flöhe
Dicktoan = Unsinn stiften
tunkt's = fühlt sich
Händling = Handschuhe
Stiang = Stiege
Machkammerl = Werkstatt
krod =gerade
groid = gerollt
zuachakoit = hergeholt
roat = rot
Rotzglock = (Nasen-)Rotz
Armupicken = Armanpicken
Roieimachen = Rollenmachen
Knepf = Knöpfe
Koihn = Kohlen
Koia = Keller
Biawei =Bub
Bussl = Kuss
gleim = eng
zuachihuckt = hinsetzt
Bluza = Kopf
ghebbt = gehalten
glebbt = gelebt