Die Koi
Da Sepp hot nem sein Bauernerschtl,
an Woid hint obn a Zuasatzgerschtl.
Die Orweit obn an Hoiz is schwar,
so das eam neamb drum neidig war.
A poar Meter Bauhoiz zu an schlechten Preis –
is nimma so wia frira – eigentlich is a Sch…
Eigentlich is des ois a Tschoch,
brauchst scho an Idealismus für die Soch!
Spannt s’Ross ein – scho ganz zeitig in da Friah,
a drimmi Speck, a Brout, an Schnaps, a nedla Bier,
kimmb as Rucksacki, an Howan no fi’s Ross,
s’Werkzeig auf die Schloapf- und so geht’s los.
Da Nachbar Lois tuat Zuahaus bau‘n,
drum muass a sie um’s Bauhoiz schau‘n.
Boid a mithüft kunna sie an Haufen spoarn,
desweg’n mechta mit’n Sepp as Hoizn foahrn.
Bam umschneidn, o’astn, ummiroin,
den nächsten mit der Soiwind hoin.
Es weascht nit füg gredt – s’geht guat vo da Hand,
bis zun Marend homm’s fü beinand.
D’Sun geht unter – die Sicht weascht schlecht,
de Zwoa gschlein sie – wei a jeder feschtig wean mecht.
Auf oamoi rutscht an Lois a Bam vom Sapi
draht si a wenk ummi und is dahi.
Den Sepp, der a wenk weita unten steht,
dawischt der Bam – is gonz saubled!
A da Schuita und an Gsicht is a uichizischt
s’Bluat rinnt, es hot’n oandla dawischt!
Fi’s Bliatn legt der Lois an Soachhuttn auf
und zongert eam auf die Schoapf hint drauf.
So geht’s owaus – vorbei bein Sepp seiner Lies
de jammert und schimpft ganz gwies.
Weida mit’n Traktor nach Wiesenschwang,
doscht wartens auf’n Zug ganz bang.
Woind nach Kitzbichi ins Krankenhaus –
wei de kennant si mit sowas sicher aus.
Die Lies hescht nit auf zun resoniern:
„Host nit aufpaßt, wia ku denn sowas passiern!“
Da Sepp is froh, dass auf’s Haisl geht,
Dosch hi, wo auf da Tiar „WC“ obn steht.
Irgendwie is’d Lies an Ungetrocht
und hot die foische Tir aufgmocht.
A kurzschza Schroa –nacha is stad –
die Lies hot’s bei da Tir aussig‘wahd!
A Deitscha woit a kroad aussi a as Sch…
sicht des und ku die Notbrems reissen.
Oi Leit schiassen hi und her und ummadum
und frag’n „was is passiert“ und a „warum“.
A Fahrgast schreit: „Bei allen liegen die Nerven blank;
und Sie sitzen hier regungslos auf Ihrer Bank!“
Da Sepp murfelt: „boid I kunnt oft loachat ja eh’
I ku owa nit, mir tuat die Koi vü’ts weh!“
Zusammenfassung
18 Die Koi
nach einem Witz - sehr rustikal
Type: rustikal, witzig
Beschreibungen und Ausdrücke
Koi = das Kinn
Bauernerschtl = kleines Bauerngut
Zuasatzgerschtl = Zusatzeinkommen
Orweit = Arbeit
neamp = niemand
Tschoch = schwere Arbeit
Soch = Sache/Lebensinhalt
Howan = Hafer
Schloapf = Holzschlitten
Hoizn = Holzarbeit
o'asten = Äste wegschneiden
ummiroin = hinüberrollen
Soiwind = Seilwinde
Marend = Nachmittagsjause
gschlein = beeilen
Sapi = Sapin (Werkzeug zum Ziehen)
uichizischt = hinzischt
Bliatn = Bluten
Soachhutten = Tuch mit Urin (Hausmittel)
zongert = schleifen/wuchten
owaus = weg/hinunter
gwies = sicher
Wiesenschwang - kleiner Ort bei Kitzbühel/Oberndorf
Heisl = Häuschen/Abort/WC
Ugetracht = unkonzentriert
Schroa = Schrei
aussigwahd = hinausgeweht
murfelt = murmelt
boid i kunnt oft lochat i ja eh = wenn ich könnte, würde ich ja lachen
I ku owa nit, mia tuat die Koi fü'ts weh= ich kann aber nicht, weil mir das Kinn zu weh tut