Die Pflicht
Die Rosa hod’s im Leben nid guad dawischt,
ihre Koschten woren nid gor so guad g’mischt,
ihr Kindheit hod’s scho nid guad u’dafong,
es hod hint und voun fie gornix g’long.
Da Kriag hod ihr nocha die gonz Jugend g’stoin,
sie häd gean amoi richtig glücklich sei woin,
do is da fesche Sepp ins Leben kemma,
der woit die Rosa zu sein Weiwi nemma.
Nur die Zeit mit die Kinda, de wor schee!
Häd si g’wunschen, die Zeit tat nia vageh,
wor owa nur a Rutscha, donn wor’s wieda aloa,
boidst soiwa Kinda k’hob host, woast wos i moa.
Da Sepp, der Saubeidl hot zun Fremdgeh u’gfonga,
des is a gonze Bois a so weidagonga,
d’Rosa hod gonz vüh greascht, da Muad hod g’feit,
ma hot si zu der’a Zeit nid so leicht datrennt wia heit!
Sie woit orweiten geh, a wenk soibstständig wean,
a bissei a eigens Goid vadiena tat’s gean,
sie hod an Sepp no frogen miassn zu dera Zeit!
Ma ku’s heit gornid glabn, dass sowas geit!
Da Sepp is bei da Orweit und beim Sex in d’Rentn gonga,
huckt nur umma und hot zun Motzen u’fonga,
nix is krecht – da Fernseher lafft an gonzn Tog,
kurzum, des Leben is fie d’Rosa wieda a Plog.
Nix wia weck, amoi a Runde geh,
die Enkei b’suchen des is schee,
boid’s Wedda tuat, an Schworzsee aussi mit’n Bus –
da entsteht a wenk Abstand vom Verdruss.
Da Kitzbühler Friedhof is ja richtig schee,
do trifft’s ihr Freindin und bleib steh:
“Siggst, du host es guad, du derfst scho giaßen
I wea owa nocha decht zun Kochen hoamgeh miaßen!”
Zusammenfassung
315 "Die Pflicht"
Gedicht Feber 2016
Ein ernstes Gedicht, das uns doch daran erinnern soll, dass die derzeit viel diskutierte Zeit des Patriarchats nicht so lange zurückliegt. Die Herausforderung wird wohl sein, das zarte Pflänzchen der Emanzipation in unserer Gesellschaft im Eiltempo weiterzugeben.
Type: philosophisch, traurig
Beschreibungen und Ausdrücke
Die Rosa hat es im Leben nicht gut erwischt
ihre Karten waren nicht gar so gut gemischt
ihre Kindheit hat sie schon nicht gut anfangen können
es hat hinten und vorn an allem gefehlt.
Der Krieg hat ihr dann die ganze Jugend gestohlen
sie hätte gerne einmal nur glücklich sein wollen
da ist der fesche Sepp in ihr Leben gekommen
und wollte die Rosa zu seiner Frau nehmen.
Nur die Zeit mit den Kindern, die war schön
sie hätte sich gewünscht, diese Zeit würde nie vergehen
war aber nur eine kurze Zeit, dann war sie wieder alleine
wenn du selber Kinder gehabt hast, weißt Du was ich meine.
Der Sepp, der "Saubeutel" hat angefangen Fremdzugehen
das ist eine ganze Weile so dahingegangen
die Rosa hat viel geweit, der Mut hat gefehlt
man hat sich zu dieser Zeit nicht so leicht getrennt wie heute.
Sie wollte arbeiten gehen, ein wenig selbständig werden
ein wenig eigenes Geld verdienen, würde sie gerne
sie hat den Sepp fragen müssen zu dieser Zeit
man kann das heute garnicht mehr glauben, das es sowas gibt!
Da Sepp ist von der Arbeit und beim Sex in die Rente gegangen
sitzt nur mehr herum und hat zum Motzen angefangen
nichts ist mehr richtig, der Fernseher läuft den ganzen Tag
kurzum, das Leben ist für Rosa wieder eine Plage!
Nichts wie weg, einmal eine Runde gehen,
die Enkel besuchen, das ist schön,
wenn das Wetter gut ist, mit dem Bus zum Schwarzsee fahren
da bekommt sie ein wenig Abstan von dem Verdruß.
Der Kitzbühler Friedhof ist ja richtig schön,
da trifft sie ihre Freundin und bleibt stehen:
"Siehst Du, Du hast es gut, Du darfst schon gießen,
ich werde aber nun doch zum Kochen nach Hause gehen müssen!"