Die Zeit
Boidst jung bist, moast des Leben muas laut sei,
nur wenn Action is weascht’s richtig fei!
Irgendwann stöhst fest, dass s’Glick eher stader mog –
Dein innan Friedn kustd da net ochaschnein mit da Motorsog!
I erinner mi no, bei da Geburt von d’Kinder wor i dabei.
Nachn Stress, dem Schmerz wor’s auf oamoi vorbei.
Gonz stad is won – nua i mit’n Kind am Knia,
den Moment vergiss i mei gonz Leben nia!
Do denkst – Herrgott is des nit schee!
Bitt di gorschee – laß die Zeit gonz oafach steh!
Im Urlaub noch an scheena Tog am Meer,
mia sitzn auf da Terrassn – die letzte Sunn scheind her,
da versinkt’s im Wasser – und zwischen die Fremden de fotografiern
glong i um die umma – mecht di gonz oafach nur spiern.
Do denkst – Herrgott is des da schee!
Bitt di gorschee – laß die Zeit gonz oafach steh!
A Augenköpfler mit an Menschen – gonz spontan!
Des spiast – a boid ma oi Zwoa krod wos Onas tan.
Aufanand zuageh – da Duft vo d’Hoor,
Verlässlichkeit, Liab – ois gspiari i wenn i über d’Wong for.
Herrgott, moch dass weida bleib so schee!
Bitt di gorschee – laß die Zeit gonz oafach steh!
Boid s’Diandl – gestern no a Kind
s’easchte Moi an Burschn find
und ausgeht – herkricht und a bissei gschminkt,
ois junge Frau stroiht und mit die Augen winkt.
Herrgott, segns Dianei, damit s’weida bleib so schee!
Bitt di gorschee – laß die Zeit gonz oafach steh!
Beim Berggeh denkst, warum tua i mir des u!
Die Wadln ziang, des Gfüh, dass i koa Luft kriag hu,
bein Kreiz obn – nemmanond hucken – ebbas trinken
as Tiroi eichi schauggn, in Dankbarkeit versinken!
Herrgott, is insa Hoamat schee!
Bitt di gorschee – laß die Zeit gonz oafach steh!
Obwoi – i red an Bledsinn, des is gwies!
Eigentlich bin i froh, dass nia stehblieb’n is.
Boid i nochdenk, bi woi a groasser Depp,
noch’n easchtn Moi hät i nix mehr Schees daleb!
Herrgott, bi i froh dass i dir nix uschoffn ku!
Bitt di gorschee – verzeih ma, dass i an Bledsinn gred hu!
Boids amoi soweit is, das s’End vo da Strass hergeht
hoff i dass in mein Biachi no manche Strofen steht,
wo i an Herrgott bitt, dass die Zeit bleib steh
nocha ku i zfrieden die Augn schließn – ja des wa schee!
Eigentlich is gornit so schwar – muast d’Augn offhoitn
tua d’Hänt weit ausnonnt, oft ku si s’Glick entfoitn.
Zusammenfassung
33 Die Zeit
eine philosopische Betrachtung der Zeit in Dankbarkeit für alles Schöne
Type: nachdenklich, philosophisch
Beschreibungen und Ausdrücke
boidst = wenn Du
weascht's = wird es
stader = stiller
ochaschnein = herunterschneiden
schee = schön
bitt di gorschee = ich bitte Dich gar schön
glong = greife, fasse
umma = herum
oafach = einfach
spiern = spüren
boid ma = wenn wir
oi Zwoa = alle Beide
wos Onas tan = etwas Anderes tun
d'Hoor = den Haaren
ois gspiari = alles spüre ich
d'Wonga for = den Wangen fahre
Diandl = Mädchen
s'easchte Moi = das erste Mal
Wadln = Waden, Beine
nemmanond = nebeneinander
hucken = sitzen
ebbas = etwas
eichi schauggn = hineinschauen
gwies = sicher
groassa Depp = grosser Dummkopf
easchtn Moi = nach dem ersten Mal
Schees = Schönes
daleb = erlebt
nix uschoffen = nichts befehlen
Biachi = Büchlein
offhoitn = offenhalten
d'Hänt = die Hände
enfoitn = entfalten