Reservekanister
Die Hildegard ist a Nonne vo die Barmherzigen Schwestern,
is nimma so wia frira! De sand modern und nid vo gestern!
Internet, Carsharing, ois woos heit so geit,
sie hod a Auto zum Ummadumfohn und des is gescheit.
Die Hildegard orweit im Kindagorten in da Koichsau,
muas eftas eichifoohn, drum woas genau:
Do send die Tankstöhn rar, is wichtig, dass ma do drauf ocht,
dass da Tank oiwei foi is und dass a glong bis auf d’Nocht.
Des Morgengebet, die Laudes, woor heit bsundas schee!
Ma siecht die Hildegard beschwingt zum Auto geh,
eichi a’s Auto, nid gonz konzentriascht, beschwingt,
so foscht’z in die Orweit, locht und singt.
Es piepst! Ein Blick auf’s Amaturenbrett mochts klor:
Sie hod s’Tanken vagessen, da Benzin is gor!
Sie roidl‘d zuachi, schoit die Warnanlage ei,
muas zur Tankstöh latschen, des ist nid fei!
„Gott zum Gruß – mei Tank is laar!
Hu g’suacht und g‘suacht wo eppa s‘Kiwei waar!
I hu koan Reservetank, steh do hinta da Brugg,
i vasprich da bei Gott insan Herrn, i bring da’s zrugg!“
„Na, Reservetank hu i koan, owa kimm her und schau,
i hu von Enkei a Kachei do mei liawe Frau!
Is jo nid so weit, mid an bissei an guaden Wühn,
kunn‘st den Benzin damit in’s Auto fühn!“
Die Hildegard nimmt des Kachei, balanziascht,
passt auf, dass sie untawegs nid z’vüh valiascht
und fühd den Tank – gonz vorsichtig und mid Gfüh,
sie hauch ihr’n Grattei a nois Leben ei, wenn ma so wüh!
Das Sepp woit vorbeifohn, bleib owa steeh,
draht Seitenfenster oiche, er find die Situation schee:
„Schwester Hildegard, derf i mia a Bemerkung dalabn?
Es muas wunda-, wundaschee sein, so a tiafa Glaabn!“
Zusammenfassung
463 Reservekanister
Gedicht Monat März 2022
von einer Notlösung für den Reservetank beim Auto
Type: witzig
Beschreibungen und Ausdrücke
Die Hildegard ist eine Nonne von den "Barmherzigen Schwestern",
ist nicht mehr so wie früher! Die sind modern und nicht von gestern!
Internet, Carsharing, alles was es heute so gibr,
sie hat ein Auto zum Herumfahren und das ist gescheit.
Die Hildegard arbeitet im Kindergarten in der Kelchsau,
muss öfters hineinfahren, darum weiß sie genau:
Da sind die Tankstellen rar, ist wichtig, dass man da darauf achtet,
dass der Tank immer voll ist und dass es auch reicht bis zum Abend.
Das Morgengebet, die Laudes, war heute besonders schön!
Man sieht die Hildegard beschwingt zum Auto gehen,
hinein ins Auto, nicht ganz konzentriert, beschwingt,
so fährt sie in die Arbeit, lacht und singt.
Es piepst! Ein Blick auf das Armaturenbrett macht es klar:
Sie hat zu Tanken vergessen, der Benzin ist aus!
Sie rollt an den Straßenrand, schaltet die Warnanlage ein,
muss zur Tankstelle gehen, das ist nicht fein!
"Gott zum Gruß - mein Tank ist leer!
Habe gesucht und gesucht, wo der Kanister wäre!
I habe keinen Reservetank, steh da hinter der Brücke,
ich verspreche die bei Gott unserem Herrn, ich bringe ihn zurück!"
"Nein, Reservetank habe ich keinen, aber komm her und schaue,
ich habe von meinem Enkerl einen Nachttopf da meine liebe Frau!
Es ist ja nicht so weit, mit ein wenig gutem Willen,
kannst du den Benzin damit in das Auto füllen!"
Die Hildegard nimmt den Nachttopf, balanciert,
passt auf, dass sie unterwegs nicht zu viel verliert
und füllt den Tank - ganz vorsichtig und mit Gefühl,
sie haucht ihrem kleinen Auto ein neues Leben ein, wenn man so will!
Der Sepp wollte vorbeifahren, bleibt aber stehen,
dreht das Seitenfenster hinunter, der findet die Situation schön:
"Schwester Hildegard, darf ich mir eine Bemerkung erlauben?
Es muss wunder- wunderschön sein, so ein tiefer Glaube!"