Scheuklappen

414 Scheuklappen

Des Zeitunglesen is a wenk  a Zeitvertreib,
wo i adiam unvamutet hängableib,
a Gschicht, a Büd, a Kommentar,
ma woaß oft nid, warum des wichtig waar.

Boidst a wenk Büdl moist, aso wia i,
schauggst jo decht a wenk genaua hi,
a Eindruck, a Stimmung – a interessant’s Gesicht,
des brauch i fie a Büdl und fie a Gschicht.

A Travestie-Künstler u’zogen wia a Weiwaleid,
eigentlich ebbas, wo’s mia normal gornix geid,
owa irgendwie bleib mei Blick fixiascht,
i find sein Ausdruck freindlich und a g’stiascht!

Hu nocha a wenk nochg’lesen und a g’schaugg,
a interessanta Mensch, des hod ma taugg,
er hupft und sing, tuat si oft komisch g’wanten
und hofft, dass seine Zuschaua midtoa kannten.  

Is jo oft so, dass’d mid Menschen zommkimmst
und deine Vorurteile in die Begegnung mitnimmst,
auf den Onan nid zuagehst, die Soi vaschliaßt
und dafie vielleicht an scheen Moment valiast.

D’Menschen kunnt ma ja mid an Buach vagleichen:
Nua auf’n Umschlag schaug’n tuat moast nid reichen,
muast da die Miah mochen und a drinna lesen,
donn iwarroscht oft der Inhalt – is scho adiam so g’wesen!

Vielleicht waa’s guad, die Augen offen z’hoit’n,
in da Soi a kloas Fleckei frei z’koit’n,
fie onare, die a onas Leben prowian,
vielleicht tat des zu da sponnenden Erkenntnissen fian:

Es is gonz soit’n, dass Begegnungen zuafällig sand,
es is decht so, dass s’ins monche Leid krod austesten tand,
Menschen kinnand natürlich a a Strafe fie ins sei!
Owa monchmoi send’s a Gschenk – und donn is fei!

Zusammenfassung

414 Scheuklappen
Gedicht Monat März 2020

Als Bildermaler schaut man doch etwas intensiver auf die Umgebung
von einem Eindruck eines Bildes vom Travestie-Künstler Le Gateau Chocolat www.legateauchocolat.com
das mich spontan angesprochen hat. Ich habe mich als Portraitmaler versucht

Bild Kurt Pikl Acryl 70 x 60 cm

Type: nachdenklich

Beschreibungen und Ausdrücke

Das Zeitunglesen ist ein wenig ein Zeitvertreib,
wo ich manchmal unvermutet hängenbleibe,
eine Geschichte, ein Bild, ein Kommentar,
man weiß oft nicht, warum das wichtig ist.

Wenn du ein wenig Bilder malst, so wie ich,
schaust ja doch etwas genauer hin,
ein Eindruck, eine Stimmung - eine interessante Geschichte,
das brauche ich für ein Bild und für eine Geschichte.

Ein Travestie-Künstler angezogen wie eine Frau,
ist eigentlich etwas, was mir überhaupt nicht anspricht,
aber irgendwie bleibt mein Blick fixiert,
ich finde seinen Ausdruck freundlich und nett!

Habe dann ein wenig nachgelesen und geschaut,
ein interessanter Mensch, das hat mir gefallen,
er hüpft und singt, zieht sich oft sonderbar an
und hofft, dass seine Zuschauer mitmachen könnten.

Ist ja oft so, dass du mit Menschen zusammenkommst
und deine Vorurteile in die Begegnung mitnimmst,
auf den Anderen nicht zugehst, die Seele verschließt
und dafür vielleicht einen schönen Moment verlierst.

Die Menschen könnte man ja mit einem Buch vergleichen:
Nur auf den Umschlag schauen reicht meist nicht,
du musst dir die Mühe machen und drinnen lesen,
dann überrascht oft der Inhalt - ist schon oft so gewesen!

Vielleicht wäre es gut, die Augen offen zu halten,
in der Seele ein kleines Fleckchen frei zu halten,
für andere, die ein anderes Leben probieren,
vielleicht würde das zu der spannenden Erkenntnis führen:

Es ist ganz selten, dass Begegnungen zufällig sind,
es ist doch so, dass uns manche Leute nur austesten,
Menschen können natürlich auch eine Strafe für uns sein!
Aber manchmal sind sie ein Geschenk - dann ist das fein!