Steckal schmeissen

484 Steckal schmeissen

Da Winta hod sie woitan long bitten lossen,
ois is triab und dreckig send die Strossen,
die Bergbohnen prowians hoit oi wei wieda,
is owa vüh’z worm, die Schneedeckn z’nieda.

In da Friah mecht die die Zeidung eichahoin,
i hu’s im easchten Moment nid glaabm woin:
Die Flocken foind gonz sonft, es is gonz leis,
die Baam, die Stross – ois is schneeweis!

Nocha geht a hinta die Berg die Sunn no auf
und scheint auf den frischen Schnee a wenk drauf,
mia pocken ins zomm – eichi an Rettenboch,
iwas Bachei driwa, dem Wegei noch!

Es is nid vüh Schnee – a zort’s Vasprechen!
Die Astei u’zuggat, vüh z’wenk um sie z’brechen,
die Flocken tonzen so zort durch die Sun,
so stad, mia kimmb vie, das i sie londen kheard hun.

Die Landschaft verletzlich wia die Jungfräulichkeit,
von kurzer Dauer, a Wunda, dass so wos geit,
unwiederbringlich, atemberaubend ist der Augenblick,
i steh nua stad do und genieß des Glick!

Mei Hund steh vou mir – erwartungsvoi!
Fie eam Steckerl schmeissen, des fant er toi,
i muas aus dem Traum zrugg in die Realität,
woas, dass des Leben stürmisch weidageht.

Dia Steckal, die onare schmeissen soid ma suachen,
boids schwaar zun Finden send, adiam vafluachen,
erinnere di an den easchtn Schnee, des tuat guad!
Do fosst zun Na-Soggen vielleicht den Muat!

Muasst nid an jeden Steckal nochihupfen,
loss die nid vo die onan ummaschupfen,
schaug, dass da zorte Schnee auf die Astln bleib
und die neamb wia‘ran Fokk durch die Gegend treib!

Moch im Heaschz’n a Winkei frei fie’s Scheene,
fie unvergessliche Eindrück – owa a amoi a Träne,
Momente wia mein easchtn Schnee am Baam,
stehn’d noch im Winkei ois scheena Traam.

Zusammenfassung

484 Steckal schmeissen
Gedicht Monat Februar 2023

der erste Schnee ist in seiner Reinheit und Unversehrtheit nicht wiederholbar

Type: nachdenklich

Beschreibungen und Ausdrücke

Der Winter hat sich sehr lange bitten lassen,
alles ist trüb und schmutzig sind die Straßen,
die Bergbahnen probieren es immer wieder,
es ist aber viel zu warm, die Schneedecke zu nieder.

In der Früh möchte ich die Zeitung hereinholen,
ich habe es im ersten Moment nicht glauben wollen:
Die Flocken fallen ganz sanft, es ist ganz leise,
die Bäume, die Straße - alles ist schneeweis!

Dann geht auch noch hinter den Bergen die Sonne auf
und scheint auf den frischen Schnee ein wenig darauf,
wir packen uns zusammen - hinein zum Rettenbach,
über den Bach drüber, dem Weg nach!

Es ist nicht viel Schnee - ein zartes Versprechen!
Die Äste angezuckert, viel zu wenig um sie zu brechen,
die Flocken tanzen so zart durch die Sonne,
so still, mir kommt vor, dass ich sie landen gehört habe.

Die Landschaft verletzlich wie die Jungfräulichkeit,
von kurzer Dauer, ein Wunder, dass so etwas gibt,
unwiederbringlich, atemberaubend ist der Augenblick,
ich stehe nur still da und genieße das Glück!

Mein Hund steht vor mir - erwartungsvoll!
Für in einen Stock werfen, das würde der toll finden,
ich muss aus dem Traum zurück in die Realität,
weiß, dass das Leben stürmisch weitergeht.

Diese Stöckchen, die andere werfen, sollen wir suchen,
wenn sie schwer zu finden sind, manchmal verfluchen,
erinnere dich an den ersten Schnee, das tut gut!
Dann fasst zum Nein-Sagen vielleicht den Mut!

Musst nicht jedem Stöckchen nachspringen,
lasse dich nicht von den anderen herumschupfen,
schaue, dass der zarte Schnee auf den Ästchen bleibt
und dich niemand wie ein Schwein durch die Gegend treibt!

Mach in deinem Herz einen Winkel frei für das Schöne,
für unvergessliche Eindrücke, aber auch einmal eine Träne,
Momente wie mein erster Schnee auf den Bäumen,
stehen noch im Winkel als schöner Traum.