Stricki
Des gonze Leben vasuachst noch oben z’steign,
ois richtig z’mochen, möglichst nix vageign,
a jeda kriag sein Paktl mid auf d’Roas,
da oa mehr, da oa weniger wia ma jo woas.
Mid da Schuitasch geht’s u! Wobei i nid gonz sicha bin,
mocht des, wos ma do mitzahn schoo oiwei Sinn?
Gonze Mühradl trog ma beim Dawoxenwean,
easchte Liab, easchte Enttäuschung – is oft zun Blean!
Irgendwonn weand die Paktln kleana,
gehst auf die Woidgrenz zua, muast owa leana,
es schaugg leichta aus, muast weida geh,
owa da Blick ins Toi, der is scho schee!
Im Herbst, boid donn die Larchen brennand,
die Luft is mühd, wenn ma a wenk rosten kennand,
i moa, jetz huck i mi decht amoi hi
und schaugg zrugg und merk wia zfriedn dass i bi!
Mid da Liab, da Familie, ois midnond is so schee,
nett a Boisei no hucken, nocha muas i weidageh,
die letzten poor Meter wea i a no schaffen,
giadla zum Gipfikreiz, muas nix mehr beweisen, muas nid laffen.
Nida hucken, jausna, zua Frau ummiglonga,
is gonz oafoch, a wenk z’traama u’zfonga,
s’Heaschz is gonz frei, wia die Sicht ins Toi,
muass die Zachei schlucken – Herrgottseitn no amoi!
I tatat gean a Seil oda a Stricki finden
und mi damit an’s Gipfikreiz uichibinden!
Eascht boids Zeit zun geh is, soid da Knupf aufgeh,
oichi mecht i nimma, der Traam waa schee!
Zusammenfassung
478 s'Stricki
Gedicht November 2022
ein Rückblick anlässlich meines 75igsten Geburtstags
Type: nachdenklich
Beschreibungen und Ausdrücke
Das ganze Leben versuchst du nach oben zu steigen,
alles richtig zu machen, möglichst nichts vergeigen,
ein jeder bekommt sein Paket mit auf den Weg,
der eine mehr, da andere weniger wie man ja weiß.
Mit der Schultasche geht es an! Wobei ich nicht ganz sicher bin,
macht das, was wir da mitschleppen schon immer Sinn?
Ganze Mühlräder tragen wir beim Erwachsenwerden,
erste Liebe, erste Enttäuschung - es ist oft zum Weinen!
Irgendwann werden die Pakete kleiner,
gehst auf die Waldgrenze zu, musst aber lernen,
es schaut leichter aus, musst weiter gehen,
aber der Blick ins Tal, der ist schon schön!
Im Herbst, wenn die Lärchen brennen,
die Luft ist mild, wenn wir ein wenig rasten können,
ich meine, jetzt setze ich mich doch einmal hin
und schau zurück und merke wie zufrieden ich bin!
Mit der Liebe, der Familie, alles miteinander ist so schön,
nur eine kleine Weile noch sitzen, dann muss ich weitergehen,
die letzten paar Meter werde ich auch noch schaffen,
gemütlich zum Gipfelkreuz, muss nichts mehr beweisen, muss nicht laufen.
Niedersetzen, jausnen, zur Frau hinübergreifen,
ist ganz einfach, ein wenig zu träumen anzufangen,
das Herz ist ganz frei, wie die Sicht ins Tal,
muss die Tränen hinunterschlucken - Herrgottseiten noch einmal!
Ich würde gerne ein Seil oder einen Strick finden
und mich damit an das Gipfelkreuz anbinden!
Erst wenn es Zeit zum Gehen ist, soll der Knopf aufgehen,
hinunter möchte ich nicht mehr, der Traum wäre schön!