zentrumsfern

524 zentrumsfern

Da Sepp leb einsam, des is a gwed, des is fie eam fei,
do meckert neamb umma, do red am neamb drei,
a poor Kia, a poor Fokken und natürlich Henna,
ma soid jo vom eigenen Zoig guad leben kenna.

Nur mit d’Weiwaleid und da Liab, do hod a a Gfrett!
Er geht hoid oi Tog aloa und einsam in s‘Bett,
er mocht sicherheithoiwa umman Spiagl a weiten Bogen,
wei dass a fesch is, des waa woi g’logen!

Er schiagl’d, d’Oawaschl stehn’d bei eam weit davu,
a siest is a a wenk vawoadaggl‘d, fie des owa nix ku,
er is nid foast, er muass jo soiwa kochen,
er orweit vüh, er ist eigentlich nua Haut und Knochen.

Er huckt auf da Vorbeibonk, es is Summa,
do kemmand a poor Weiwaleit um’s Eck umma,
woin’d „Outdoor Yoga“, „einen Platz zum Innehalten“!
„Jo, geht’s auffi hinter’s Haus, do kennst enk entfalten!“

Die Janine woor im Marketing in oan Konzern,
sie mecht genau so a Leben – so zentrumsfern,
sie hod si in Sepp Hois iwa Kopf vaknoit,
a boid ma’s nid recht vasteht, wos ihr an eam g’foid!

Moichen, Butta rian, sie leand an guaden Kaas z‘mochen,
d’Fokken fuadan, d’Henna rupfen und onare Sochen,
ois mocht‘s mit Begeisterung und wei des WLAN feit,
gehn’s fria ins Bett, wo’s donn vüh Gaudi geit!

Do dauersch’z nid long, bis bei da Janine d’Regel feit,
sie g’frein sie richtig, dass boid a Kind o’geit!
Die nei Monat gehen’d vorbei ois wia im Flug,
zur Geburt foh’s noch Seine Hons oichi mid’n Zug.

Des Glick is nimma zu iwatreffen, a Bua is woon!
Da Sepp muass oi Tog noch’n Stoi mit’n Moped oichifoon,
er stinkt a wenk, owa mit Tränen in die Augen,
steht a vou da Wochenstation,  muass eichischaug!

„Mei schau, mei Bua, so nett, er schaugg genau aus wia i!“
Voi Liab und gonz aufgereg geht er zum Bett’l hi,
die Kinderschwester iwalegg, woo’s dazua sogen kunnt:
„Jo, do ku ma nix mochen, owa Hauptsoch er is g’sund!“

Zusammenfassung

524 zentrumsfern
Gedicht Monat Oktober 2024

eine Aussteigerin verliebt sich in den Bergbauern Sepp

Bild Internet

Type: witzig

Beschreibungen und Ausdrücke

Der Sepp lebt einsam, das ist er gewohnt, das ist für ihn fein,
da meckert niemand herum, da redet ihm niemand hinein,
ein paar Kühe, ein paar Schweine und natürlich Hühner,
man soll ja von der eigenen Produktion leben können.

Nur mit den Frauen und der Liebe, da hat er Pech!
Er geht alle Tage alleine und einsam ins Bett,
er macht sicherheitshalber um den Spiegel einen weiten Bogen,
weil dass er fesch ist, das wäre wohl gelogen!

Er schielt, die Ohren stehen weit hinaus,
auch sonst ist er ein wenig schief, für das kann er aber nichts,
er ist nicht dick, er muss ja selber kochen,
er arbeitet viel, er ist eigentlich nur Haut und Knochen.

Er sitzt auf der Bank vor dem Haus, es ist Sommer,
da kommen ein paar Frauen um die Ecke,
wollen "Outdoor Yoga", "einen Platz zum Innehalten"!
"Ja, geht hinauf hinters Haus, da könnt ihr euch entfalten!"

Die Janine war im Marketing in einem großen Konzern,
sie möchte genau so leben - so zentrumsfern,
sie hat sich in den Sepp Hals über Kopf verknallt,
auch wenn man nicht ganz versteht, was ihr an ihm gefällt!

Melken, Butter rühren, sie lernt einen guten Käse zu machen,
die Schweine füttern, die Hennen rupfen und andere Sachen,
alles macht sie mit Begeisterung und weil das WLAN fehlt,
gehen sie früh ins Bett, wo es dann viel Spaß gibt!

Es dauert nicht lange, bis bei der Janine die Regel fehlt,
sie freuen sich richtig, dass es bald ein Kind abgibt!
Die neun Monate gehen vorbei wie im Flug,
zur Geburt fahren sie nach St. Johann hinunter mit dem Zug.

Das Glück ist nicht mehr zu übertreffen, ein Bub ist es geworden!
Der Sepp muss jeden Tag nach dem Stall mit dem Moped hinunterfahren,
er stinkt ein wenig, aber mit Tränen in den Augen,
steht er vor der Wochenstation, muss hineinschauen!

"Schau, mein Bub, so nett, er schaut genau aus wie ich!"
Voller Lieber und ganz aufgeregt geht er zum Bettchen hin,
die Kinderschwester überlegt, was sie dazu sagen könnte:
"Ja, da kann man nichts machen, aber Hauptsache er ist gesund!"