Unkraut jäten

326 Unkraut

Ma liest’s oiwei wieder, dass die Scheidungsraten steigen
und dass die Paarl’n schnoi amoi zun Aufgebn neigen!
Iwa d’Hoifte vo die Partnerschaften lossen si scheiden,
is hoit schlecht, wei moast’ns die Kinda drunter leiden.

Frira hommb die Weiwaleit nit so vüh goiten,
hommb nid g’wisst wohin, wenn’s weckgeh woiten,
deswegen wor von Scheiden wenk die Red,
hommb oft a Leben long g’lieden – wias hoit so geht.

Boid die rosaroten Brühn auf oamoi klarer send
und da Oitog einziacht, wia’s a jeder kennt,
da muast leana, Kompromisse z’schliassen,
siest muast recht schnoi und teiflisch biassen!

Stod Liab und Freindschoft, is über d’Johr,
nur mehr nebenand leben und auf oamoi is gor!
Frira wor des nit so einfach, is no nid long her,
der Weg ändascht si, so geht’s nimmamehr.

Bei da goidan Hochzeit kust’s nid oiwei segn,
ob’s die Liab nid mid’n Feischtogsgwond o’legen
und die Gleichgültigkeit die Oberhand hod,
s’Leben mitnond ku so schee sei – i find des schod.

Die Lisi hot bein Grob des Unkraut weidatu,
sie tut des gean, wei sie si dabei entsponna ku,
wias feschtig is, taucht’s an Weichbrunn ei,
es is so ruhig, ihr Heaschz ist frei.

Nocha geht’s aschling weck, zun Ausgang zua!
Die Huwabeirin sicht des – des losst ihr koa Ruah!
„Sog Lisi, warum gehst du den aschling weck vom Grob?
Vasteh des nid, wos i krod g’sechen hob!“

„Na woast, i bi jetz z’friedn mit mein Leben so wias jetz is,
ich mecht koan Änderung mehr, des is gonz gwies!
Mei Hansl hot oiwei g’sogg – und des mecht i gor nid gean:
Bei dein Osch kunn’tn sogor die Toten wieda munta wean!“

Zusammenfassung

327 Unkraut jäten
Gedicht August 2016

eigentlich ein nachdenkliches Gedicht - mit einer rustikalen Pointe
Bild Internet

Type: boshaft, nachdenklich

Beschreibungen und Ausdrücke

Man liest es immer wieder, dass die Scheidungsraten steigen
und dass die Paare schnell einmal zum Aufgeben neigen!
Über die Hälfte von den Partnerschaften lassen sich scheiden,
ist schlecht, weil meistens die Kinder darunter leiden.

Früher haben die Frauen nicht so einen hohen Stellenwert gehabt,
haben nicht gewußt wohin, wenn sie weckgehen wollten,
deshalb war vom Scheiden wenig die Rede,
haben oft ein ganze Leben lang gelitten, wie es halt so geht.

Wenn die rosarote Brillen auf einmal klarer sind
und er Alltag einzieht, wie das jeder kennt,
da musst du lernen, Kompromisse zu schließen,
sonst must du recht schnell und teuflisch büßen!

Statt Liebe und Freundschaft ist übers Jahr,
nur mehr nebeneinander leben und auf einmal ist es aus!
Früher war das nicht so einfach, ist noch nicht so lange her,
der Weg ändert sich, so geht es nicht mehr.

Bei der goldenen Hochzeit kannst du nicht immer sehen,
ob sie die Liebe nicht mit dem Feiertagsgewand ablegen
und die Gleichgültigkeit die Oberhand hat,
das Leben miteinander kann so schön sein - ich finde das schade.

Die Lisi hat beim Grab das Unkraut weggetan,
sie macht das gerne, weil sie sich dabei entspannen kann,
wie sie fertig ist, taucht sie in den Weihwasserbrunnen ein,
es ist so ruhig, ihr Herz ist frei.

Dann geht sie rückwärts weg - dem Ausgang zu!
Die Huberbäurin sieht das - das lässt ihr keine Ruhe!
"Sag Lisi, warum gehst Du rückwärts weg vom Grab?
Versteh das nicht, was ich gerade gesehen habe!"

"Na weißt Du, ich bin jetzt zufrieden mit meinem Leben, so wie es ist,
ich möchte keine Änderung mehr, das ist ganz sicher!
Mein Hansl hat immer gesagt - und das möchte ich gar nicht gern:
Bei deinem Hintern könnten sogar die Toten wieder munter werden!"