Gscheidln

440 Gscheidln

I woor ois kloana Bua in an Klosterheim,
mia is guad gonga, des woor mei Reim,
oi Tog a da Fria die Mess woor in Latein,
fie ins Ministranten schwaar, des woor nid so fein.

I moa des hommb’s tu, damit’z a wenk gscheidln
und das Kirchenvolk in Ehrfurcht an Kopf obeidln,
ma vasteht jo nid, wenn da Pforra an Bledsinn red,
ma füht si donn owa decht vüh kleana, des is des G’frett.

Bei die Kinig hommbs ois auf Französisch g’sog,
damit bei die U’stödn koana wos vo die Sauerein dafrog,
wenns g’fladdat hommb, oda intrigiascht,
wei’s niedrige Voik nix vasteht, is nix passiascht.

Bei insara Sproch gibb’s a den Trend,
dass oiwei mehr Wörta einfliassen die koana kennt!
Vüh moanand, dass Gscheidare und wo’s Bessas sand,
kimmb natürlich scho a davu, wo’s in die Medien tand.

Mia mechten die Länder wo’s Englisch reden bekritteln
und iwa so vüh Bledsinn den’s mochen an Kopf o’schitteln
und decht is jed’s zwoate Wort Englisch, des waa mei Red,
jetz waa i wieda bei mein Gscheidln, i find des bled.

Die Muatasproch, die ma vo da Muata leand,
wo aus’n Gigizn und Goggizn donn scheena Wörter weand,
mit der ma d’Liab, owa a insa Hoamat’l beschreibn,
i find, mia soidn schaugn, dass des a insare Wörter bleibn!

„I love you“ – soid weida hoassen „i hu die gean“,
aus’n „I hate you“ soid wieda „kimm vatrog ma ins“ wean,
 „I want everything“ weascht wieda „kimm – dann ma teilen“,
da „lost generation“ soid ma vielleicht zu Hilfe eilen.

Ochitzn, guritzen, bleangitzen, bloußfuaßat geh,
fischling, aschling, ameascht, voufeascht vasteh,
enta beig ent und unta beig unt, is iwaroi schee,
Eigei, Neidei oda oafach amoi zu an Dianei geh.

Mia hommb so vüh scheene Wörta g’leand,
schau ma, dass dia nid vagessen weand!
Samma stoiz auf insa Sproch und auf insa Lond
und pass ma auf insa Tiroi auf, oi midnond!
 

Zusammenfassung

440 Gscheidln
Gedicht Monat April 2021

Überlegungen zu unserer Mundart

Bild Kurt Pikl Acryl 50x40 cm
Idee Internet

Type: nachdenklich

Beschreibungen und Ausdrücke

Ich war als kleiner Bub in einem Klosterheim,
mir ist es gut gegangen, das war mein Glück,
alle Tage in der Früh die Messe war in Latein,
für uns Ministranten schwer, das ist war nicht so fein.

Ich glaube das haben sie gemacht, damit sie ein wenig angeben
und das Kirchenvolk in Ehrfurcht den Kopf schütteln,
man versteht ja nicht, wenn der Pfarrer einen Blödsinn redet,
man fühlt sich aber doch viel kleiner, das ist das Schlechte.

Bei den Königen haben sie alles auf Französisch gesagt,
damit von den Angestellten keiner etwas von den Sauereien erfährt,
wenn sie ausgebeutet haben, oder intrigiert,
weil das niedere Volk nichts versteht, ist nichts passiert.

Bei unserer Sprache gibt es auch den Trend,
dass immer mehr Wörter einfließen, die keiner kennt!
Viele glauben, dass sie Gescheitere und etwas Besseres sind,
kommt natürlich schon auch davon, was sie in den Medien machen.

Wir wollen die Länder, in denen sie Englisch sprechen bekritteln
und über soviel Blödsinn den sie machen den Kopf abschütteln
und doch ist jedes zweite Wort Englisch, das wäre meine Rede,
jetzt wäre ich wieder beim meinem Gescheitsein, ich finde das blöd.

Die Muttersprache, die man von der Mutter lernt,
wo aus dem Stottern dann schöne Wörter werden,
mit der man die Liebe, aber auch unsere Heimat beschreibt,
ich finde, wir sollten schauen, dass das unsere Wörter bleiben!

"I love you" - soll weiter heißen "ich habe dich gerne",
aus dem "I hate you" soll wieder "komm vertragen wir uns wieder" werden,
"I want everything" wird wieder zum "komm - lass uns teilen",
der "lost generation" sollen vielleicht zu Hilfe eilen.

Stöhnen, gurren, blinzeln, bloßfüssig gehen,
vorwärts, rückwärts, vorher, vorgestern verstehen,
drüben und unten, es ist überall schön,
Äuglein, Wangen oder einfach einmal zu einem Mädchen gehen.

Wir haben so viele schöne Wörter gelernt,
schauen wir, dass sie nicht vergessen werden!
Sind wir doch stolz auf unsere Sprache und auf unser Land
und passen wir auf auf unserer Tirol auf, alle miteinander!