Hoiastaud

494 Hollastaud

A Hoiastaud steht bei mia hinter’m Haus,
de g’foit ma guad, schaugg oiwei schee aus,
noch’n Winta die Blia und vor oim der Duft,
do is donn richtig Frühling in der Luft!

Im Herbst, do muasst die owa g‘schlein!
Wei a die Vegei finden die Been fein!
De send so g’sund und schmecken guad,
kust a Saftl mochen, des ma donn ins Wossa tuat.

A poor Äst send dirr, send aussag’schnieden,
owa mei Staud kenn’d do nix, de hod’s dalieden!
Hod Moos u’gsetzt, is stöhnweis nimma gonz krod,
ma siecht, dass scho oiahond midgmocht hod.

Denk ma, boid i im Herbst die Äst z’ruggschneid,
ob er des schon no amoi dapockt, dass Astln geid?
Aus dem krumpen Baam, is a Wunda denk i mia,
oiwei wieder treib a aus, noie Äst und noie Bliah!

Dia Gedonken kemmand ma in Sinn,
wenn i mid mein kloan Mannei beinonda bin,
boid a auf oamoi zu mia her kimmb
und an Opa bei di Finger nimmb,

sie auf’n Schoß huckt mid’n Büdabiachi in da Hond,
des woos ma donn durchiblattln mitanaond,
die Schaafi, die Keiwi und d’Fakkii nochmochen
und midnond kuddern und gonz herzlich lochen.

So u’schuidig wia dia noien Astl auf mein Baam,
a so a frische Bliah, der junge Duft – es is a Traam,
boid a si donn auf oamoi gonz drong zu mia her huckt,
„Opa i hu die lieb“ sogg und mia a Bussl auffidruckt.

Zusammenfassung

494 Hoiastaud
Gedicht Juli 2023

Gedanken beim Anblick des Holunderbaumes - ein Liebesgedicht (an meine Enkel)

Type: gefühlvoll

Beschreibungen und Ausdrücke

Ein Holunderbaum steht bei mir hinter dem Haus,
der gefällt mir gut, schaut immer schön aus,
nach dem Winter die Blüten und vor allem der Duft,
da ist dann richtig Frühling in der Luft!

Im Herbst, das musst du dich beeilen!
Weil auch die Vögel finden die Beeren fein!
Die sind so gesund und schmecken gut,
kannst einen Saft machen, den man dann ins Wasser gibt.

Ein paar Äste sind dürr, sind herausgeschnitten,
aber mein Strauch kennt da nichts, er hat das ausgehalten!
Hat Moos angesetzt, ist nicht überall ganz gerade,
man sieht, dass er schon allerhand mitgemacht hat.

Ich denke mir, wenn ich im Herbst die Äste zurückschneide,
ob er es schon noch einmal schafft, dass es Äste gibt?
Aus dem krummen Baum, es ist ein Wunder denke ich mir,
immer wieder treibt er aus, neue Äste und neue Blüten!

Die Gedanken kommen mir in den Sinn,
wenn ich mit meinem kleinen Schatz beisammen bin,
wenn er auf einmal zu mir her kommt
und den Opa beim Finger nimmt,

sich auf den Schoß setzt mit einem Bilderbuch in der Hand,
das wir dann durchblättern miteinander,
die Schafe, die Kälber und die Schweine nachmachen
und miteinander kichern und ganz herzlich lachen.

So unschuldig wie die neuen Äste auf meinem Baum,
eine so frische Blüte, der junge Duft - es ist ein Traum,
wenn er sich dann auf einmal ganz eng zu mir her setzt,
"Opa ich habe dich lieb" sagt und mir keine Kuss gibt.