Burnout

sessel

„Burnout“ – ma liest und heascht vo da noien Voikskronkheit,
sei Leben vaändan soid ma, des waa g’scheit,
„ausbrennt“ hod ma frira dazu gsog,
do hod ma owa nid vüh nochig’frog.

Da Sepp hod iwageben, braucht nimma zu die Kia,
er is fie nix mehr, so kimmb eam via,
er is so gean auf die Berg gonga, des geht owa nimma,
d’Hüftn, d’Knia und s’Kreizweh weand oiwei schlimma.

Er mog in da Friah nimma recht aus’n Bett,
is scho bein Dokta gwen, is a G’frett,
Seratonintabletten soind’n wieda lustig mochen,
d’Scheisserei hod a kriag – na, des bring’n nid zun Lochen.

Sei Weiwi meckert und schimpft an gonzen Tog,
sodass da Sepp schon nimma zuahearn mog,
er miassad si schwaar teischen, boid’s nid so waar
vo dem Meckern weand die Batterien im Hörgerät schnoia laar!

Nimma Rachen, Tai Chi soid a mochen oda Chi Gong,
koa Bia mehr – eam kimmb vie, dass a s’Spinna u’fong!
Da Dokta hod’n bei oana Selbsthilfegruppen eing’schriebn,
so muas a hi’geh, is eam nix onas iwabliebn.

Do sitzen’s im Kroas, die Teilnehmer weand vorg’stöhd,
unta Tränen weand die oanzelnen Leidensweg vazöhd.
Is guad, dass amoi frei reden derfen,
da Psychologe ku adiam a Kommentar einwerfen.

Da Sepp woas nid, wira u’fonga soid, jetz is a dru:
„Mia waa wichtig, dass i a Antwort in oana fie mi wichtigen Sache hu:
Wenn i alloa in an Zimmer bi und wos zu mir soiwa sog,
hu i da a grundsätzlich U’recht – das waa mei Frog!“

Zusammenfassung

377 Burnout
Gedicht Monat September 2018

von einem, der mit dem Leben nicht mehr recht zusammenkommt

Type: boshaft, witzig

Beschreibungen und Ausdrücke

"Brunout" - man liest und hört von der neuen Volkskrankheit,
sein Leben zu verändern soll man, das wäre gescheit,
"ausgebrannt" hat man früher dazu gesagt,
da hat man aber nicht lange nachgefragt.

Der Sepp hat übergeben (den Bauernhof), braucht nicht mehr zu den Kühen,
er ist für nichts mehr zu gebrauchen, so kommt ihm vor,
er ist so gerne auf die Berge gegangen, das geht aber nicht mehr,
die Hüfte, die Knie und das Kreuzweh werden immer schlimmer.

Er mag in der Früh nicht mehr recht aus dem Bett,
ist schon beim Doktor gewesen, es ist schon ein Trauerspiel,
Seratonintabletten sollen ihn wieder lustig machen,
hat aber Durchfall bekommen, nein das bringt ihn nicht zum Lachen.

Seine Frau meckert und schimpft den ganzen Tag,
sodass der Sepp schon garnicht mehr zuhören mag,
er müßte sich schwer täuschen wenn es nicht so wäre,
von dem Meckern werden die Batterien im Hörgerät schneller leer!

Nicht mehr Rauchen, Tai Chi soll er machen oder Chi Gong,
kein Bier mehr - ihm kommt vor, dass er zu Spinnen anfängt!
Der Doktor hat ihn bei einer Selbsthilfegruppe eingeschrieben,
da muss er hingehen, ist ist nichts anderes übriggeblieben.

Das sitzen sie im Kreis, die Teilnehmer werden vorgestellt,
unter Tränen werden die einzelnen Leidenswege erzählt.
Ist gut, dass sie einmal frei reden dürfen,
der Psychologe kann manchmal ein Kommentar einwerfen.

Der Sepp weiß nicht, wie er anfangen soll, jetzt ist er dran:
"Mir wäre wichtig, dass ich eine Antwort in einer für mich wichtigen Sache habe:
Wenn ich alleine in einem Zimmer bin und etwas zu mir selber sage,
habe ich dann auch grundsätzlich Unrecht - das wäre meine Frage!"